Intern
Institut für Pädagogik

Schulwandbilder der 1950er Jahre

Zwischen Wohnungsnot, Wiederaufbau und Wirtschaftswunder

Schulwandbilder der 1950er Jahre

Die fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts lassen sich kaum unter einem vereinigenden Schlagwort zusammenfassen. Sie markieren zum einen die Gründerjahre der Bundesrepublik, den Wiederaufbau und das „Wirtschaftswunder“, zum anderen zeigen sie sich als „bleierne Zeiten“ (Axel Schildt), mit einer idyllisierenden Harmoniebedürftigkeit und einer aufgeschobenen Vergangenheitsbewältigung.

Schulwandbilder greifen wesentliche Aspekte dieser historischen Epoche auf. Sie werden so zu aussagekräftigen Quellen, die die Verbindung zwischen dem Vermittlungsanspruch der Schule und dem Zeitgeist der fünfziger Jahre deutlich machen.

Die Ausstellung Zwischen Wohnungsnot, Wiederaufbau und Wirtschaftwunder - Schulwandbilder der „50er Jahre“ verdeutlichte an ausgewählten Bildbeispielen den Niederschlag des besonderes Zeitgeistes in den schulischen Bildmedien.

Bereits im Potsdamer Abkommen vom August 1945 wird die Auflage formuliert, das Erziehungswesen so zu überwachen, dass „eine erfolgreiche Entwicklung der demokratischen Ideen möglich gemacht wird”. Mit der Gründung der Bundesrepublik entsteht in der Erziehung zur Demokratie ein gesellschaftliches und bildungspolitisches Aufgabenfeld von größter Tragweite. Die Kenntnisse um die Strukturen und Grundlagen einer legitimierten rechtsstaatlichen Ordnung sind zu vermitteln. Dabei soll, entgegen einer „synthetischen Demokratie” von oben oder einer Demokratie als „Produkt alliierter Besatzungspolitik” , eine gelebte Form der Demokratie befördert werden. Die Schulen sind dafür zentrale Orte. Sie erhalten in der jungen Bundesrepublik die Aufgabe, die demokratische Verfassung, den liberalen und sozialen Rechtsstaat transparent zu machen und über die Rechte und Pflichten der Bürger des neuen Staates aufzuklären. Auf Schulwandbildern dieser Zeit wird dies durch neue Serien zur politischen Bildung wirksam. Jedoch zeugen auch die Bilder anderer Fächer vom neuen Geist des Aufschwungs. Für die Gründerjahre der Bundesrepublik ist der Wunsch prägend, die „verlorenen Jahre“ im Zeichen des aufblühenden Wohlstands nachzuholen. Die Gleichzeitigkeit von Beharrung und Aufbruch wird zum Signum der Zeit.

Die schulischen Wandbilder der fünfziger Jahre lassen sich als Teil eines Aufbruchs- und Demokratisierungsprozesses auffassen. Während die „düsteren Schatten des Krieges und der Kriegsfolgen” noch auf der Alltagswirklichkeit der Deutschen Ende der 40er und Anfang der 50er Jahre liegen, signalisieren die schulischen Wandbilder Fortschrittsoptimismus zwischen „Traditionalismus und Modernität”.