Projekte der Forschungsstelle Historische Bildmedien
Forschungsrelevanz und Sammlungsprofil
Die Forschungsstelle Historische Bildmedien (FHBW) an der Universität Würzburg zählt zu den zentralen Einrichtungen im deutschsprachigen Raum, die sich systematisch mit historischen Unterrichtsmedien auseinandersetzen. Im Zentrum steht eine digital und physisch verfügbare Sammlung von Bildmedien aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Sie dokumentiert die gesamte Produktionsgeschichte des Schulwandbildes – von den frühen Drucken aus der Mitte des 19. Jahrhunderts über die Blütezeit im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts bis zum Niedergang in den 1970er Jahren.
Diese Bildträger eröffnen einzigartige Forschungszugänge: Sie sind nicht nur medienhistorische Quellen, sondern auch bedeutende Zeugnisse der Bildungs-, Wissens- und Kulturgeschichte. Schulwandbilder visualisieren die Schnittstellen zwischen Pädagogik, Wissenschaft, Politik, Kunst und Gesellschaft. In ihnen spiegeln sich Normen, Weltbilder und didaktische Konzepte vergangener Epochen – und damit zentrale Aspekte der visuellen Erziehung und ihrer gesellschaftlichen Rahmung.
Mit ihrer umfangreichen Sammlung und ihrer interdisziplinär ausgerichteten Forschung leistet die FHBW einen wesentlichen Beitrag zur Analyse historischer Bildmedien und zur Rekonstruktion schulischer Wissensordnungen im Wandel.
Forschungsprojekte:
Schulwandbilder sind ein kulturgeschichtlich höchst relevantes Bildmaterial, das auf ein kollektives und kulturelles Gedächtnis verweist. Da dieses Bildmaterial weitgehend aus den Schulen entfernt wurde, stehen die Erinnerungen an den didaktisch-methodischen Einsatz nicht mehr lange zur Verfügung. Mit dem Projekt sollen die Erfahrungen der (ehemaligen) Lehrkräfte erfasst und für eine Online-Präsentation aufbereitet werden. Über die Konzeption eines historischen Lehr-/Lernraumes in der Forschungsstelle Historische Bildmedien gilt es in einem zweiten Schritt, diese unterrichtlichen Erfahrungen in Kombination mit Bildobjekten für die museale Arbeit mit Schulklassen zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise kann zu einem intergenerationellen Dialog, zur forschenden Auseinandersetzung mit historischen Bildmedien und zur Etablierung einer schulischen Erinnerungskultur angeregt werden.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert im Rahmen der Förderrichtlinie "Vernetzen - Erschließen - Forschen. Allianz für universitäre Sammlungen" das Gemeinschaftsprojekt INSIGHT - Signaturen des Blicks - Facetten des Sehens an der Universität Würzburg.

Schulwandbild digital: Die Forschungsstelle Historische Bildmedien war mit ihrem Schulwandbilder- und Begleittextbestand Teil des Großprojekts KALLIMACHOS, das Geisteswissenschaftlicher, Informatiker sowie Bibliothekare zusammenführte.

Welche Erinnerungen haben Senioren und Seniorinnen an ihre Schulzeit und welche Bilder sind mit diesen Erinnerungen verknüpft? Das Zeitzeugenprojekt BayBiGo ging dieser Frage nach.

Die Digitalisierung des historischen Kernbestands der Schulwandbildsammlung Forschungsstelle für historische Bildmedien Würzburg wurde aus den Mitteln des bayerischen Kulturfonds 2013 „DigiHIS“ gefördert. Das Projekt enthielt zwei Hauptkomponenten:
1. Die vollständige digitale Reproduktion des historischen Kernbestandes des Schulwandbild-Archivs der Forschungsstelle Historische Bildmedien.
2. Die Archivierung der Bild- und Metadaten in einer standardisierten Datenbank. Durch das Projekt entstant eine Informationsinfrastruktur für die Forschung mit Schulwandbildern als kulturelles Erbe und Gedächtnis. Sowohl in der Konstruktion der Metadaten als auch bei der Digitalisierung und bezüglich der Interoperabilität mit anderen Datenbanken orientierte sich das Vorhaben an den empfohlenen technologischen Standards, die den Eigenschaften des Objektes gemäß adaptiert wurden. Der historische Kernbestand der Sammlung wurde hochaufgelöst digitalisiert, systematisch erschlossen und auf diese Weise dauerhaft archiviert und für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen verfügbar gemacht.

Mit BayInventa wurden zentrale Informationen und Daten zu Schulwandbildern aus den Beständen des Schulmuseums in Lohr am Main zusammengetragen. Die finanzielle Unterstützung des Lohrer Projekts erfolgte durch die Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken. Die Bilder aus Lohr wurden in der Forschungsstelle Historische Bildmedien an der Universität Würzburg nach wissenschaftlichen Kriterien inventarisiert und in eine Objektdatenbank eingespeist.

Das Ziel des transnationalen Kooperationsvorhabens "Europe and Identity", das von der europäischen Union im Rahmen des Culture Programmes gefördert wurde, bestand in der Erforschung der europäischen Identität über das Medium Schulwandbild. Dafür galt es, möglichst alle zwischen 1830 und 1990 in den Niederlanden, Deutschland und Dänemark produzierten Geschichtsbilder digital zu erfassen, unter europäischer Perspektive zu erforschen und zu vergleichen. Neben der Zusammenstellung der Bilder führte der internationale Austausch Wissenschaftlicher und Wissenschaftlerinnen und Kulturschaffende zusammen und entfaltete die Frage nach der „europäischen Identität“ mehrperspektivisch.
Am 2. und 3. April 2009 fand im Toscanasaal der Würzburger Residenz ein im Rahmen des Kooperationsprojekts von der Forschungsstelle Historische Bildmedien der Universität Würzburg ausgerichteter internationaler Kongress zum Thema Europe and identity – History on wall charts in an european perspective statt. Projektbeteiligte waren neben der Forschungsstelle Historische Bildmedien das damalige Nationaal Schoolmuseum Rotterdam (heute Nationaal Onderwijsmuseum Dordracht), Niederlande und das damalige Dansk Skolemuseum Kopenhagen, Dänemark.