Deutsch Intern
Nachwuchsförderzentrum für Juniorinnen

Auftakt des NFZ ein toller Erfolg

03/01/2014

Fünf Vereine aus Stadt und Landkreis starten gemeinsam mit dem Sportzentrum der Universität Würzburg die Fußballtalentförderung nur für Mädchen und schaffen damit eine echte Innovation in Bayern. Ziel ist es, das besondere Potenzial der jungen Spielerinnen besser auszuschöpfen.

Die deutschen Fußballerinnen sind mit acht Europa- und zwei Weltmeistertiteln sowie regelmäßigen Champions League-Siegen international sehr erfolgreich. Da stellt sich die Frage, ob die Talentförderung junger Spielerinnen noch weiter optimiert werden kann und – wenn ja – an welcher Stelle dies geschehen sollte. Fünf Vereine aus Würzburg und Umgebung sind gemeinsam mit dem Sportzentrum der Universität Würzburg der Auffassung, dass noch an einigen Stellen Verbesserungsbedarf besteht. Sie haben deshalb in einem bayernweit einzigartigen Projekt das Nachwuchsförderzentrum (NFZ) Unterfranken für den Juniorinnen-Fußball gegründet, in dem junge Talente unter wissenschaftlicher Anleitung von Bundesliga-Spielerinnen gefördert werden.

Neue Erkenntnisse zur Förderung von Mädchen

„Wir wissen, dass sich Mädchen und Jungen in vielen leistungsrelevanten Aspekten stark unterscheiden. Das führt im Leistungssport häufig dazu, dass Mädchen und Jungen getrennt gefördert werden“, erläutert Dr. Olaf Hoos, wissenschaftlicher Leiter des Sportzentrums, die Gründungsidee. Da bei der üblichen Talentförderung durch den Fußballverband aber beide Geschlechter gemeinsam trainiert werden und die Zahl an Mädchen in den Verbandsstützpunkten eher gering sei, wolle man hier gegensteuern, ergänzt der Trainingswissenschaftler. Hoos freut sich auf dieses wissenschaftliche Projekt sichtlich: „Wir können auf diese Weise Langzeit-Erkenntnisse zur Mädchenförderung gewinnen, die ohne dieses Zentrum gar nicht denkbar wären“. Das Konzept sieht vor, die von den Mitgliedsvereinen vorgeschlagenen, talentierten Mädchen einmal wöchentlich durch ein besonderes Training zu fördern. Dann soll neben Fußball auch die sportartübergreifende und koordinative Förderung im Mittelpunkt steht. So werden die Mädchen neben Fußball auch durch Methoden aus anderen Sportarten in ihren Bewegungsabläufen und ihrem Spielverständnis geschult.

Langjährige Erfahrung aus der Praxis

„Wir sind der Auffassung und werden dies durch unsere wissenschaftliche Begleitung untersuchen, dass eine Talentförderung nur für Mädchen das besondere Potenzial der jungen Spielerinnen besser ausschöpft als eine gemeinsame Förderung mit Jungen“, erläutert der Sportliche Leiter des NFZ Unterfranken, Gernot Haubenthal, den Ansatz. Das Leistungsprofil kennt Haubenthal aus der eigenen Praxis als Bundesliga-Coach und in der Arbeit mit dem Fußball-Leistungsteam der Universität. Dessen Spielerinnen, die selbst Bundesliga-Erfahrung mitbringen, bilden den Kern des Trainerinnen-Teams und werden ergänzt durch Leistungssportlerinnen aus den Bereichen Leichtathletik, Handball oder auch Judo.

Dabei spielt die enge Zusammenarbeit mit den Vereinen und der Fördergemeinschaft Leistungssport Mainfranken (FLM) eine entscheidende Rolle. Die Vereine sind ebenfalls Träger des NFZ und die Trainerinnen und Trainer der Mitgliedsvereine TSV Gerbrunn, SC Heuchelhof, TSV Lengfeld, SV Veitshöchheim sowie ETSV Würzburg werden regelmäßig durch die Wissenschaftler des Sportzentrums fortgebildet. Die Trainingsphilosophie des NFZ wird durch diesen Ansatz in den Vereinen fortgeführt und bei den Spielerinnen besser gefestigt. Auch beraten sich das NFZ und die Vereinstrainer regelmäßig über die sportliche und soziale Entwicklung der Mädchen, um einen ganzheitlichen Förderansatz umsetzen zu können. Das FLM wird den Spielerinnen ein Umfeld für die soziale Betreuung bieten und durch seine Netzwerkpartner die Talentkarriere der Mädchen begleiten.

Ein Modell für Bayern

An einem Punkt profitiert das NFZ bereits durch die vielfältige Erfahrung, die die Vereine im Mädchenfußball gesammelt haben. „Die Akzeptanz für Fußball und die Motivation der Mädchen ist deutlich höher, wenn die Mädchen unter sich trainieren, aber gegen Jungen im Spielbetrieb antreten“, erläutert Heinz Reinders die Erfahrungen. Der Jugendleiter beim SC Heuchelhof und Bildungsforscher an der Universität Würzburg hat gemeinsam mit seiner Frau die Initiative zum NFZ gestartet und beruft sich dabei auch auf internationale Studien. In Deutschland gebe es bereits einige Fußballverbände, die den Ansatz der reinen Mädchenförderung verfolgten. „Daher sind wir sehr zuversichtlich, auch für Bayern ein Modell entwickeln zu können, das eine noch bessere Möglichkeit bietet, im Breitensport Talente für die Spitzenförderung zu identifizieren“, ist sich Reinders sicher. Schließlich schlafe die internationale Konkurrenz nicht. Außerdem, so der Bildungsforscher, fehle der deutschen Frauen-Nationalmannschaft ja noch Olympisches Gold. Es gibt demnach noch Ziele, für die sich eine Optimierung der Mädchenförderung lohnt. 

(Fotos: Marco Bosch, Pressestelle Universität Würzburg)