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Konturen der Professionsentwicklung in der beruflichen Weiterbildung

Ergebnisse aus dem Forschungsaufenthalt an der University of Belgrad

03/24/2017

Vom 28.03.2017 bis zum 12.4.2017 absolvierten Lisa Breitschwerdt und Reinhard Lechner einen Forschungsaufenthalt am Department for Pedagogy and Andragogy der University of Belgrad. In zwei Wochen konnten die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiter/-innen des KOPROF-Projekts einen umfassenden Einblick in die Forschung am Department sowie in ausgewählte Weiterbildungseinrichtungen und -verbände vor Ort gewinnen.

Während der ersten Woche stand in Gesprächen vor allem das Department und seine Forschungsaktivitäten auf dem Programm.  Prof. Aleksandra Pejatović gab einen umfassenden Einblick in Strukturen, Finanzierung, Anbieter sowie in die gegenwärtigen Ziele und Aktivitäten des serbischen Weiterbildungssystems. Außerdem stellte sie dieAndragogy Study Programs am Department vor. Prof. Jovan Miljković gab seine umfassende Expertise zur Basic Functional Adult Education an das KOPROF-Team weiter und erzählte von Erfahrungswerten aus den beiden Projekten „FOOOR“ (Basisqualifikationen für Roma in Serbien) und „2nd chance“ (Basisqualifikationen für Erwachsene). Daneben klärte er über die historische Entwicklung Serbiens als einem Teil Ex-Jugoslawiens auf, mit deren Auflösung einige der aktuellen Entwicklungen der Weiterbildung in Serbien zusammenhängen. 

Im Austausch mit Ljiljana Marković und Ljiljana Dimitrijević konnte einiges über die Andragogical Society of Serbia und ihre Akkreditierungstätigkeit für das Weiterbildungszertifikat PRAO (Rulebook Publicly Recognized Organizer of Adult Education Activities) erfahren werden, das seit September 2015 für Weiterbildungseinrichtungen angeboten wird. Prof. Miomir Despotović gab dem KOPROF-Team einen strukturellen Einblick in das Weiterbildungssystem in Serbien, so zum Beispiel in das 2013 verabschiedete „Law for Adult Education“, und in die Tätigkeiten und die Kooperationen der Ministerien. Prof. Kristinka Ovesni beschäftigte sich in ihrer Dissertation mit der Professionalisierung von Weiterbildung in Serbien, was für fas KOPROF-Team und deren Projektfokus natürlich besonders interessant war. Ovesni analysierte in ihrer Arbeit öffentliche Diskurse und Dokumente zur Professionalisierung und untersuchte den Begriff auf verschiedene Merkmale wie Status, Kontrolle, Berufsethik oder Autonomie. Dabei kam sie zu dem Ergebnis, dass in Serbien verschiedene Wissenszugänge zur Professionalisierung prägend sind sowie, dass sich die Weiterbildung in einem fortlaufenden Prozess der Professionalisierung befindet.

Nach einer intensiven Einführung in Theorien und Modelle in Woche 1 stand die zweite Woche ganz im Zeichen der serbischen Weiterbildungspraxis. Bei einem Meeting zum Erasmus+-Exchange Program des Departments trafen sich Studierende und wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen zum gemeinsamen Austausch. Studierende aus Belgrad, die ein Auslandssemester absolviert haben, berichteten über ihre Erfahrungen an Partneruniversitäten wie Pécs, Padua und auch Würzburg. Bei dieser Gelegenheit konnte das KOPROF-Team die Professur für Erwachsenenbildung/Weiterbildung rund um Frau Prof. Regina Egetenmeyer vorstellen sowie einiges über die Winter School und über das Projekt berichten. Einen weiteren Höhepunkt des Forschungsaufenthalts stellte der Besuch der Agricultural School „Sonja Marinković” in Požarevac dar. Der Schwerpunkt der Einrichtung liegt auf landwirtschaftlicher Berufsbildung, so vermittelt sie die Theorie und Praxis zu verschiedenen Kulturtechniken und zu landwirtschaftlicher Nahrungsmittelproduktion. Schüler/-innen, die in Požarevac eine Ausbildung für diese Bereiche absolvieren, haben auch die Möglichkeit, das angeschlossene Internat zu nutzen. Daneben bildet die Schule seit 2013 eines jener neuen RTCs (Regional Training Center), das in Kooperation mit dem Department für Pedagogy and Andragogy und den Ministerien auch Weiterbildung anbietet, wobei ein Schwerpunkt auf Functional Prison Education liegt. Seither konnten über 450 Teilnehmer/-innen an der Schule eine Maßnahme zur beruflichen Basisqualifizierung absolvieren bzw. nachholen (so z.B. zu Koch/Köchin, Kellner/-in, Altenpflege, Frisörassistenz oder Imkereiassistenz). Aktuell wartet die Schule gerade auf die Akkreditierung mit dem PRAO-Status und konnte dem KOPROF-Team ausführlich über die gesamte Bewerbung und den Vorbereitungsprozess auf die Akkreditierung berichten. Dafür wurden insgesamt 12 Weiterbildungsmaßnahmen eingereicht, die verschiedenen formale Kriterien in Bezug auf die Inhalte, das Personal, Räumlichkeiten und Ausstattung oder auch auf die Lernzielorientierung der Maßnahmen erfüllen müssen. Anschließend konnte bei einem mehrgängigen Mittagessen an der Schule einmal mehr die große serbische Gastfreundlichkeit genossen werden.

Auch die „School for Elementary and Secondary Education „Milan Petrović“ in Novi Sad durchläuft aktuell die Akkreditierung mehrerer ihrer Kurse mit PRAO. Die Einrichtung legt einen Schwerpunkt auf Inclusive Education für Lernende vom Vorschulalter bis zum 50. Lebensjahr und bietet in Grundschulen, weiterführenden Schulen sowie in Weiterbildungsmaßnahmen Basisabschlüsse und berufliche Grundqualifizierungen an. Das KOPROF-Team konnte ein Training besuchen, im Zuge dessen ein Teil vom Lehrpersonal der Schule eine Qualifizierung für PRAO absolvierte. Dabei konnte das Team von den Pädagogen und Pädagoginnen einiges über die finanzielle und thematische Struktur der Schule und über die Tätigkeiten des Personals erfahren.

Insgesamt zeigte sich das Department über beide Wochen äußerst engagiert und bot dem KOPROF-Team viele Möglichkeiten, sich mit den Forscher/-innen und Praktiker/-innen der serbischen Weiterbildung fachlich auszutauschen, wobei auch mehrere Male KOPROF vorgestellt und diskutiert werden konnte. Die beiden Wochen waren somit sehr kurzweilig und ergaben einen überaus lohnenswerten Forschungsaufenthalt, zu dem in Kürze auch ein wissenschaftlicher Beitrag erscheinen wird.

Monika Staab, die während der beiden Wochen ebenfalls an den Gesprächen und den Besuchen der Einrichtungen mitwirkte, wird ihren Aufenthalt an der University Belgrad nun über drei Monate fortsetzen, um über das Weiterbildungssystem in Serbien ihre Masterarbeit zu schreiben.

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